„‚Ich sehe was, was du nicht siehst!‘ – kennst du das noch?“, bin ich versucht zu fragen, wenngleich das so zu fragen eine Vertrautheit impliziert, die ich mit einem SIE nur schwer herstellen könnte. Aber da zögert ein Etwas in mir.

Es ist ein Spiel und gerade das ist das Faszinierende daran: mit neugieriger Spannung hervorzukitzeln, was in anderen Bereichen des Lebens mitunter narzisstische Wunden hervorruft. Ein jeder sieht, was er sieht, was eine andere mitunter so gar nicht sehen kann, weil er oder sie eine andere Perspektive, ein anderes Auge, ein anderes Gehirn, ein anderes nicht sprachbar zu machendes ICH hat oder ist. Sie merken, es wird sprachlich nicht leicht, aber wenn Sie sich bemühen, mir zu folgen, wird Ihr Hirn mit all seinen Helferlein da sein Eigenes mitmachen, da bin ich ganz zuversichtlich.

Lassen Sie uns also gemeinsam auf den Dachboden unserer Fantasie klettern, entdecken und erforschen, was unter Spinnweben und Staubschichten längst vergessen geglaubt war. Oder aber annähern an das, was wir noch nicht wissen oder was sich in unsprachlicher Ahnung sinnesspezifisch den Weg in schillernde Sprechblasen unserer Assoziationsketten sucht. Erinnerungen an Erfahrungen, an Menschen und Momente, die sich auf unsere innere Netzhaut brennen, Augenblicke, die ein Außen simulieren. Vielleicht haben Sie ja auch Ihren Keller durchsucht und nichts gefunden? Vielleicht finden wir eher dort, wo wir nichts vermuten? Vielleicht aber auch ist es vollkommen egal – Hauptsache, es fühlt sich gut an. Wenn nicht, klicken Sie gerne weiter oder stöbern Sie in meinen inneren Galerieräumen. Und wenn Ihnen etwas gefällt, lade ich Sie in meinen bunten Einkaufsladen ein, das für Sie Passende zu erwerben ... ;)

Mimesis

Sie sind klein und nuscheln ein bisschen. Anfangs dachte ich, sie sprechen eine Sprache, die ich nicht kenne, oder mein Gehör sei schlechter geworden. Auch sehen konnte ich sie nicht so gut. Anfangs waren sie so winzig, dass sie fürs bloße Auge nicht sichtbar waren, oder sie waren etwas verschwommen, in viele Teile verstreut oder hoben sich nicht ab von dem, was sie umgab.

Mitunter – vielleicht sind sie ein wenig schüchtern – versteckten sie sich hinter Farben und Pixeln. Es war nie so ganz deutlich, welchen Weg sie gehen wollten, mehr ins Blau oder mehr ins Ocker, vielleicht ein wenig Grau oder Beige? Sie schienen unschlüssig, wo sie sich wohler fühlten, oder vielleicht projiziere ich ein wenig und sie waren schlichtweg experimentierfreudig und hatten keine Lust, sich festzulegen. Tatsächlich wohl spielten sie mit Pantone und Strichen, zogen dort Linien und Kreise, wie sie es so freihändig vermochten und ihnen der Schnabel gewachsen war, und schwankten zwischen Farbräumen und Medien, probierten sich in Klecksen und Kleckern.

Und nun, geneigter Leser, geneigte Leserin, fragen Sie sich vielleicht und ich frage Sie, ob Sie sie sehen? ❤

Annäherung an kleine Gestalten

„Wie geht es Ihnen?“, fragen jeden Tag Menschen Menschen. Weniger vielleicht und je nachdem wer und wo diese Frage aufploppt, wird eine Antwort gegeben, die verweist, vertröstet, vergisst, was sie meint oder meinen könnte, sollte, wollte.

Ich habe das Glück, in einem Land zu leben, in dem trotz allem Frieden herrscht und wo es viel Hilfe gibt, und dennoch geht es mir nicht immer gut. Oft wollen rosa Einhörner und Glitzer einfach nicht aufs Bild. Schade, aber so ist es. Spannend finde ich, wie wir mit solch einem Gefühl umgehen. Wir wollen es nicht, wollen, dass immer alles schön ist und Zuckerwatte von der Decke wächst. Zurück ins Paradies, wo Milch und Honig fließen, und wenn schon nicht das, dann soll es wenigstens Nougatschokolade und Babykatzen geben, jawohl, das steht mir schließlich zu, ich habe die Nutzungsbedingungen ja akzeptiert. Und Freud, der alte Haudegen, kann mich mal mit seinem blöden Realitätsprinzip. Der war doch nur zu feige zu träumen.

𝗙𝗶𝘀𝗵 '𝗻' 𝗖𝗵𝗶𝗽𝘀 

Die Erinnerung verblasst nicht, sie tankt Farbe, als wäre sie am Verhungern.

Eben waren wir am Strand, rennen lachend, sitzen genießend aufs Meer blickend und wehen im Strudel der Farben davon.

Was wir fokussieren, welche Farben wir als Hinter- und was als Vordergrund rezipieren, entzieht sich, ist uns vermutlich nicht willentlich zugängig. Doch wenn wir uns einlassen, sehen wir vielleicht die Vielfalt der Möglichkeiten und entscheiden uns für Gelb oder Blau, für Pink oder Grün, immer genau so, wie es in diesem Augenblick aufscheint.

Gezeit

Bevor wir Worte finden für das, was wir sehen, bevor wir etikettieren und kategorisieren, bilden Pixel und Farben Allianzen. Kooperieren und rivalisieren bei Landgewinnung und Inselbildungen. Verbinden sich oder grenzen sich ab. Mitunter springen kleine Kobolde hervor und kichern dir ins Ohr und du schubst die Farben spontan noch etwas von einer zur anderen Seite, ohne zu wissen, was unten und was oben ist. Spielst Gott auf dem Schlachtfeld der Tupfer, kleckst hier und schmierst da der Form noch eine andere Farbe ums Maul, weil es so hungrig danach schreit. Erlaubst dem Chaos, sich auszutoben. Mit Schippe und Buddeleimer den Spielplatz einmal ganz umzugraben. Vielleicht so sehr, dass im Museum einmal jemand davorsteht und etwas darin findet und das Bild mit seiner Farbe beschmiert.

Spielraum

Ich weiß nicht, ob Sie sich an Toni Baribal erinnern? Er hatte eine entfernte Tante, irgendwo am Nordpol!

Eine Freundin dieser Tante wiederum hat eine Nichte, die meines Wissens am Südpol lebt. Ich weiß nicht so genau, ob sie tatsächlich ein Pinguinmädchen ist, aber sie watschelt etwas und trägt einen schwarzen Frack, so dass ich immer an Pinguine denken muss. (Es sei denn, es sagt mir jemand, ich soll nicht an rosafarbene Nashörner denken, dann natürlich denke ich an rosafarbene Nashörner.) Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, hatte sie eine Schmusedecke in ihrem Arm, wie Linus, Charlie Browns Freund. Das macht sie für mich irgendwie zerbrechlich und ich wundere mich, wie man am Südpol leben kann mit nur einer kleinen Schmusedecke. So naiv war ich, bis Gletscher schmelzen und Pflanzen wachsen, wo sie noch können, während wir frieren oder schwitzen und uns nichts bleibt als eine Schmusedecke.

Und während ich so darüber nachdenke, was diese Geschichte mit Ihnen und mir zu tun hat, wo Klimawandel und wo und ob inner child erwähnt werden will, ob ich damit den Art-Brut-Preis 2024 gewinne und was ich heute zum Abend esse, schaut sich mein Lieblingsmensch das Bild an und sieht eine Kuh ohne Ohren, keinen Pinguin weit und breit. Und wir sehen das gleiche Bild und sind in einem ganz anderen Film (ich bei der Reise der Pinguine und er bei Till Schweiger, oje). Liebe Lesende, Sie verstehen sicher, dass ich unter diesen Umständen die Geschichte der kleinen Pinguine nicht weitererzählen kann, weil ich jetzt nur noch eine Keinohrkuh sehe. Also schauen Sie gefällig selbst und machen sich bitte Ihre eigenen Geschichten ;)

(Und weil es gerade passt, geht es hier zu dem kleinen Bär Toni Baribal: https://www.instagram.com/p/Coa4XjKIOU5/?img\_index=1 oder hier: artmajeur.com/rea-schenk/de/artworks/16543486/toni-baribal)

Von Pinguinen und Kühen

Sind die Kinder im Bett? Schauen Sie bitte nach, manchmal verstecken sie sich unter dem Bett oder im Keller – und was für eine Bescherung wäre da vorprogrammiert?

Wir müssen reden, ganz ernst, ganz ehrlich mit allem unmöglichen Flunkern und Humor.

Im Text zu meinem Bild „Drei Tage nach Potsdam“ habe ich bereits auf einige Gedanken zu der Zwickmühle als digitale Künstlerin am Kunstmarkt hingewiesen, mich etwas ausgejammert und empört. Doch das Faszinierende, das Herausfordernde ist wie ein wildes Tier, es wird lauter, präsenter, bäumt sich auf und will fressen und beißen.

Aus Tausenden Büchern, Gedanken und Meinungen darüber, was Kunst denn sei, picke ich mir meins heraus und lasse Sie an meinen Gedanken teilhaben, denn deswegen sind wir doch hier, oder? Um uns zu entblößen, uns nackig zu machen. Zaghaft im Schatten der Anonymität. Langsam in die Hocke, die Hände entlang den Beinen, Rücken gerade und Hintern nach oben, die rechte Hand auf der Hüfte und Beine gespreizt. Jaja, einfach ist es nicht, Sie müssen sich schon etwas anstrengen, geschenkt wird Ihnen hier nichts, egal wie viel Angst und Geilheit Sie in sich haben.

Wir betrachten, Seite an Seite mit Vater, mit Mutter und allen Introjektionen, die uns auf unseren Wegen so entgegenstolpern und Brücken boten und zerstörten, die entblößte Welt auf den Wänden unserer Netzhaut und suchen darin das Verlorene. Neugierig auf Geschlechtsmerkmale und mitunter angeekelt von Gedärmen, spiegeln wir in uns Geheimes und tauchen auf den Grund dessen, was wir erahnen, aber nicht wissen und je nach Veranlagung gar nicht wissen wollen. Schließen Sie die Augen und schauen Sie. Als Beobachter x-ter Ordnung tasten wir uns vorsichtig an heiße Eisen, entzückt oder entsetzt, verstehen glaubend oder wissend abwehrend, weil es doch irgendwie unanständig ist. Oder nicht? Brechen wir Tabus, weil wir es können, und bauen doppelte Böden, um sie zu banalisieren? Wie russische Puppen und trojanische Pferde zählen wir die distanzierte Beobachtung herunter: 3, 2, 1\. Null. Ein Ejakulat aus vielen bunten Farben.

Sie kennen den Witz mit dem Psychologen, dem Dreieck, dem Kreis und den Schweinereien? Hier dürfen Sie grunzen, vor Freud und vor Lust. Klingeln Sie Ihr Glöckchen und holen Sie doch endlich die Kinder aus dem Keller, staunen Sie Bauklötzer und spielen Sie mit Farbe. Alles andere ergibt sich.

Babuschka und der Penisneid

Zum Ende des Jahres sind die Farben erschöpft, hängen etwas durch, chillen müde auf dem Sofa, die Füße auf dem Tisch. Das Blau ist verschnupft und Grün hat einen Kater. Wieder zu viel Gin. Der Versuch, nicht zu hören, nicht zu sehen, missglückt. Das Jahr war laut. Wieder einmal.

Pink macht Urlaub und Orange backt Plätzchen hinter verschlossener Tür. Es mag den aufdringlichen Duft nicht. Ich würde ihm gerne sagen, dass das doch schön und anheimelnd sei, aber es hat Kopfhörer auf und hört mich nicht. Sie alle sind etwas blass um die Nase und tanken Kraft für ihren nächsten Gig.

Ich höre ein leises Klopfen an der Tür und öffne überrascht. Da steht das Grau, von Weiß und Schwarz gestützt. In tiefem Bass sagt es, es sei die Vertretung und für den Dezember gebucht. Ich klatsche gedanklich in die Hände und freue mich trotz Misstrauen insgeheim über den seltenen Gast und gebe ihm verlegen ein übertriebenes Trinkgeld. Im Hintergrund suchen sich Zimt und Nelke unsichtbare Wege. Welch penetrante Mischung unterlegt mit leisem Schnarchen! Hören und riechen Sie es auch?

Zimt und Nelken

Manchmal frage ich mich, was der Unterschied zwischen „uns“ und einem Stein ist. Traue ich mich, diese Frage in die Verlautbarung zu entlassen, ernte ich mitunter sehr befremdliche Blicke. Vielleicht mache ich das absichtlich, weil die Perspektive des Aliens mir die Option des „Ich-setze-mich-in-meine-Untertasse-und-fliege-fort“-Modus bietet. Who knows?!

Ich habe ja keine Ahnung, wie sich ein Stein so fühlt, und btw ebenso wenig, wie es sich anfühlt, du oder Sie zu sein. Und wie sich dieses Ich anfühlt, ist natürlich auch eine sehr indifferente Geschichte.

Wer mich etwas kennt, ahnt vielleicht schon, dass meine Phantasie da Kapriolen schlägt und meinen Projektionen ein Highfive gibt. Steine differenzieren vermutlich eher nicht zwischen sich und der Welt. Ich habe eine leise Ahnung, dass sie eher selten narzisstisch gekränkt sind und ewig stillsitzen und aufs Meer schauen können. Na ja, außer denen, die irgendwo anders in die Welt geworfen wurden, aber das Bild mit dem Meer gefällt mir mehr. Wobei ich nicht sicher bin, ob wir hier in unserer Menschensprache von einer Fähigkeit sprechen würden. Und bin ein wenig ratlos, wie Kommunikation da funktionieren kann. Ist Kommunikationsfähigkeit vielleicht wirklich eine Illusion? Inwiefern ein Stein es genießt, einfach nur dazusitzen, oder ob er gerne aufstehen würde, uns zu schütteln, wer weiß. Aber tatsächlich werde ich doch etwas bockig, wenn dieser doofe Stein nicht mit mir kommunizieren will, dann verhohnepiepel ich ihn einfach. Will er mich nicht sehen, beachte ich ihn einfach nicht und male stattdessen ein Bild. Pah, das hat er nun davon, soll er sich doch für was Besseres halten, wie er da so faul rumliegt und nichts tut.

Allerlei

Spiegelei zartbitter

Stein des Anstosses

In Jogginghose und Achselshirt bedient er die Klischees unprätentiös wie die Fernbedienung. Freitags Krimis, die Nachrichten um acht, zum Karneval die Büttenreden bei einem Bier oder auch zwei, zappt er sich durch Programme wie durch anderer Leute Schlafzimmer. Die Intrigen des Arztes, das Leiden betrogener Frauen. Mal mit viel nackter Haut, mal in Uniform und weißem Kittel. Justizskandale liebt er und längst vergessene Verbrechen steuern eigene Dämonen. Der Blutdruck steigt, der Atem stockt, sein bester Freund Gewehr bei Fuß. Doch geschossen wird hier schon lange nicht mehr. Sein letztes „Wie geht es Ihnen?“ bekam er vom Urologen zusammen mit dem PSA-Wert.

Im Halbdunkeln sieht er der Neuen aus Hausnummer 11 beim Zähneputzen zu. Erregt geht er zu Bett und nimmt sie mit unter die Decke. Pantoffeln ineinandergeschoben wie Schildkröten beim Liebesakt, denkt er beim Einschlafen, wie es wäre, ein anderer zu sein. Wie damals am Strand, als er dachte, besonders zu sein.

Primetime am Strand ohne Werbung

Mut oder eine Portion Fatalismus oder wie man es auch immer nennen mag. Auf jeden Fall aber Farbe, es sei denn, man ist fähig, das Licht und den Fernseher auszustellen und schwarz-weiß zu denken. Ich bin manchmal etwas neidisch, denn es erscheint so leicht.

Innerhalb von wenigen Minuten muss ich an Pippis „Ich mach mir die Welt, Widdewidde, wie sie mir gefällt“ denken, dann an Nietzsches „Wir haben Lüge nötig“ und sein „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können“. Sterne ... ah, da ploppt kurz der Gedanke ans Dschungelcamp auf, aber dank Erbsenhirn und Millerscher Zahl kommt der Fokus zurück zu Nietzsche, dem toten Gott, der Blüten treibt und Ecken aufzeigt, in die die Sehnsucht nach Halt uns treibt. Vielleicht halte ich deswegen an der romantischen Vorstellung der Kunst fest, sie sei eine Art göttlicher Funke. Absurd, wenn man nicht glaubt, glaube ich ;)

Doch plötzlich zeigt sich am Wegesrand ein kleines Reh, zusammengerollt in all seiner Verletzlichkeit. Und alles lichtet sich, die Schönheit, die Dankbarkeit, das Vertrauen und Wissen, dass Ohnmacht zum Leben gehört – ebenso wie die Verantwortung, sie so weit zuzulassen, wie es die eigenen Farben erlauben. Und wenn es gut läuft, daraus eine Geschichte zu machen, die sich trotz oder wegen allem gut anfühlt.

Ein Reh namens Friedrich

Schamvoll gesenkter Blick, straffe Brust. Das Haar so voll wie das Herz mit Träumen. Damals wusste sie es nicht. Form und Leben ergossen sich erst vorsichtig, dann wie aus Kübeln. Das Kinn hob sich, Pläne verschoben sich. Feinripp mit Schnauzer schenkte ihr Schokolade und verschwand, als sie gab, um was er bat. Roth-Händle ohne Filter hieß Heinz und trank Weinbrand, bis er schlief. Immer seltener durchschwitzten sie die Laken. Einer blieb im Krieg, ein anderer über Nacht. Versprach ihr die Sterne vom Himmel und liebte Kassler mit Kraut. Zwei Jungen, ein Mädchen aßen mit. Eins verloren auf halber Treppe, schluckte sie runter. Tapfer für die Kinder, verlässt sie sich unbemerkt und leise. Freude ist ein Gast an langen Wochenenden. Schleier vergilbt unter Kernseifenwäsche, aus der sie längst rausgewachsen ist. Kinder aus dem Haus. Mann kommt, Mann geht. Das Leben lässt die Schultern senken. Für Jacques lernt sie Französisch und bekommt Veilchen zu Weihnachten. Tränen getrocknet, Frisur in Wickler gelegt. Falten passen zum Rock, die Bluse geblümt, entblößt sie sich langsam im Halbdunkel. Ausladende Hüften wippen im Takt der Erfahrung. Unter welker Haut atmet es rasselnd. Die Brille, silbern wie das Haar, öffnet den Blick ins Weite. Schön und stolz, weiß sie jetzt.

Für Dorothy, Erna und Charlotte. Für ihre Schwestern. Für ihre Töchter.

Sie wechseln ihre Farben und Formen und bleiben eine diffuse Erinnerung. Menschen, die uns begegnen, für kurze oder lange Zeit bleiben und sich dann irgendwann im Nebel des Lebens wieder verlieren. Manchmal wissen wir, was ihnen widerfahren ist, mitunter glauben wir es zu wissen oder wissen, dass wir es nur glauben wollen, oder raten, fantasieren oder ignorieren. Wer oder was nicht fassbar, nicht erfassbar ist, ist nicht existent. Aber wir ahnen, was passieren könnte, eruieren Richtungen, in die die Wahrnehmungen laufen, sich verlaufen, um irgendwo hinzukommen, in ihrer Ruhelosigkeit strauchelnd, bis sie in einem anderen Bild wieder auftauchen, sich neu formen und formatieren. Und neue Eindrücke schaffen.

Süße Dekadenz des Gewußten

Wir waren wild, wir waren jung. Die Welt stand da mit offenem Schoß und weitem Mund und staunte. Alles war möglich, Kierkegaards Stirnfalten waren ahnbar vielleicht, aber noch nicht konkret.

Wir probierten uns aus in allem. Waren derart anders, dass wir erst in der Distanz die neuen Kategorien erkannten, die wir erfanden. Stolz, laut oder leise – hungrig auf Individualität. Bewusst oder verborgen grenzten wir uns ab, um in Massenkonformität Geborgenheit zu finden und wieder zu verwerfen. Sturm und Drang waren unsere Triebfedern, das Leben zu kosten mit all dem, was es ausmacht. Wir waren bunt und schwarz oder weiß, synthesizergetränkt tanzten wir in nie gewesenen Rhythmen auf Rollerblades oder in gruftigen Gewändern, mit neonfarbenen Schulterpolstern und Karottenjeans, in zerschlissener Punksehnsucht mit Fuck-Off-Plaketten oder rüschiger, blusiger Erregung einer neuen Romantik. Was außerhalb war, blendeten wir aus, soweit es ging, sublimierten es großflächig auf Häuserwände.

Wir bauten ideale Welten und ließen Neubauten einstürzen, surften auf Wellen und überall war diese Musik, nicht mehr nur an festen Orten, begleitete sie uns, wo wir liefen und unserer Zukunft entgegenrannten. Es war schön und gruselig. Es war spannend und intensiv. Und beschert mir noch heute, Jahrzehnte später, eine wohlige, wenn auch nostalgisch gestimmte Gänsehaut.

Wir waren wild

Ha, diese Welt ist wirklich die verrückteste, die ich kenne.

Wissen Sie, was Ihnen als Künstlerin „hier“ so empfohlen wird? Man solle sich präsentieren, sich zeigen, oh là là! Am besten im Studio vor einer Staffelei. Das ist als Künstlerin digitaler Kunst tatsächlich eine Herausforderung. Und überhaupt, dieses digitale Zeugs, ist das nicht obszön? Ein Verrat an die van Goghs, Picassos und Frieda Kahlos? Dali würde vielleicht feiern, Monet am See eine Träne verdrücken. Basquiat sitzt irgendwo in der Ecke mit großen Pupillen, neben ihm Warhol, der seine Bluechips malt.

Wie politisch hätten Sie es denn gern? Oder wie triefend tropfend vor existenzieller Tiefe? Gibt es denn mehr Sichtbares als auf unserer Netzhaut? Ist die Künstlerin das Produkt derer, die sie veräußern, vertreten, erwerben? Oder ist sie es, die den Wert bestimmt? The wallet is empty und ich bin es zwischenzeitlich auch. Mut- und farblos, dann wieder bunt voller Größenwahn, der Wanderzirkus der Verrückten, ein Potpourri aller Couleur.

Jaja, „die“ Kunst unterliegt spannenden Regeln und das Digitale ist unsicher, ob es als Kunst rezipiert wird. Die Soziologen klatschen in die Hände und irgendwo höre ich ein leises Kichern. So tief aus der Kehle, Sie kennen das bestimmt.

Drei Tage Potsdam

Jeder hat ja so seine Vorlieben. Der eine mag Blau, die andere Grün, manch eine ist verrückt nach Orange, wieder ein anderer fängt bei Pink an, ganz breit zu grinsen.

Mögen wir, was wir kennen, ohne eine Vorstellung von dem zu haben, was unbekannt ist? Hüpfen wir wissend, unter unseren Füßen sei irgendetwas, oder fliegen wir, weil wir die Farben, die das Leben uns auf den Weg streut, noch nicht einmal benennen können?

Mein Lieblingsmonat btw. ist der Mai, und doch schummelt sich der Juni in meine Augen, mit all seiner Buntheit, seinen Formen und Figuren. Wo geht dein Herz auf?

June

Der komische Vogel, dessen Gefieder vom vielen Umherfliegen ganz zerzaust war, war müde. So lang flog er schon umher. Oft hoch, manchmal im Tiefflug. Seine Flügel verloren vor Müdigkeit Form und Farben. In der Luft verschwommen, zwangen sie ihn zur Rast. Das erste Mal in seinem Leben ruhte er, schaute aus dem Fenster, nicht wissend, ob er es öffnete oder es ihn.

Und als er zur Ruhe kam, sah er vor sich eine wunderschöne Schnecke. Er rieb sich seine Augen, weil er so etwas noch nie gesehen hatte.

Und Sie müssen wissen, lieber Leser, liebe Leserin, dass es diese Weichtierart auch nur ganz selten zu sehen gibt. Es gelingt nur sehr wenigen Menschen, einen Blick auf sie zu erhaschen, und da sie sehr scheu ist, versteckt sie sich oft jahrhundertelang in ihrem Malkasten.

Heute jedenfalls traute sie sich hinaus, atmete tief die frühlingshafte Morgenluft ein und lächelte den Piepmatz schüchtern an.

Weshalb ihm nun Ansätze von Fühlern wachsen und ihre nicht wirklich zu sehen sind, weiß ich nicht. Vielleicht möchten Sie Ihrer Fantasie freien Lauf lassen und die Geschichte weiterdenken. Ich werde mich einstweilen an dem Grün erfreuen, denn tatsächlich naht der Frühling mit großen Schritten und auch ich öffne das Fenster ganz arg pathetisch, auf dass es Ihnen Herz und Augen öffne 😉

Wie ein Vogel versucht, eine Schnecke zu liebkosen

In dem Haus hinter der Schule wohnte die Tante meiner Freundin Steffi. Sie hatte langes rotes Haar und an der Seite waren goldene Fäden eingeflochten, die im Sonnenlicht nach einem mir nicht nachvollziehbaren Schema glitzerten. Sie trug weite, bunte Kleider, und erst Jahre später lernte ich das Wort „Hippie“ und muss lächeln, wenn ich an damals denke. Ich war zwölf und fand sie wunderschön. So gern wollte ich einmal werden wie sie!

Im Sommer saßen wir in ihrem Garten auf der Wiese und tranken Zitronenlimonade und in der Luft lag so ein sommerliches Flirren, wie ich es später nie wieder erlebt habe.

Limohouse

Ich mag es, kleine Geschichten zu meinen Bildern zu schreiben, aber manchmal bleiben die Worte zurück, liegen irgendwo zwischen Kehlkopf und Stimmband. Ungreifbar, schon vom Lymbischen System freigegeben, die neuronalen Rutschbahnen passierend, durch synaptische Spalten gehüpft.

Der Temporallappen kümmert sich um die Semantik, der Cortex beackert Semantik und Morphologie. Und doch formen die Münder nur ungehörte Worte, wie Seifenblasen fliegen sie in die Höhe, glitzernd, schimmernd, spiegelnd. Setzen sich irgendwann irgendwo und verschwinden wieder.

Und doch plappern sie unaufhörlich und sind zu hören, wenn du hinschaust.

Und die Augen essen, hungrig die Farben. Guten Appetit, ich hoffe, es schmeckt. Wenn nicht, würzen Sie vielleicht etwas nach? Hier z.B. mit einem farblich angepassten Rahmen? Denn dieses Bild gibt es zur Abwechslung mal (wieder) auf bestem, struktuiertem Fineartpapier mit einem schönen Rahmen. Manchmal braucht etwas einen Rahmen, finden Sie nicht auch?

Paradoxe Prälogik

Bauart 00

Kennen Sie das? Diesen Sog, den Sie nicht unter Kontrolle haben und bei dem Sie auch gar nicht wissen, ob es vielleicht nicht auch viel schöner wäre, die Kontrolle abzugeben?

Dieses Etwas, das auch wenig mit dem tradierten Wissen zu tun hat und sich allen Kategorien entzieht? Hell und Dunkel vereinen sich, Raum und Zeit lösen sich auf – und was bleibt, sind Fußabdrücke zweier Fische. Wenn Sie aufmerksam waren, werden Sie sich hoffentlich wundern – richtig: Fische haben keine Füße und der Rest ist natürlich auch Quatsch.

Also konzentrieren Sie sich einzig und allein auf die sinnesspezifische Wahrnehmung, atmen Sie ein und langsam wieder aus (sonst wird Ihnen schwindelig und das möchte ich wirklich nicht). Schnallen Sie sich an, lassen Sie sich fallen, zeigen Sie mir einen Vogel oder streicheln Sie Haie, bringen Sie Goldfischen das Singen bei oder tanzen Sie im Regen mit – jaaaaa: mit Regenwürmern. Versuchen Sie es, es ist nie zu spät! Heute ist ein Tag, an dem Sie die Freiheit haben, das zu fühlen und zu sehen, was Sie wollen. Macht 85,68 € für das einfache Kassengestell, aber weil Sie es sind, dürfen Sie auch so einfach nur gucken :)

Paarungsverhalten des gemeinen Kois

Sind Sie nicht auch der Meinung, dass Schwimmflügel die vielleicht am meisten unterschätzte Erfindung sind?

Sie hängen – scheinbar – einfach nur rum, aufgepumpt wie ein halbstarker testosterongesteuerter Jüngling, verhelfen sie uns doch zu lernen, was wir eigentlich können. Schwimmend zu treiben, ohne unterzugehen. Ohne Luft zu atmen, im Wasser zu trinken.

Eine östrogene Schwimmhilfe fängt uns auf, wenn wir fallen, und hält, wenn wir springen, rettet uns, wenn wir ersaufen. Und um uns herum wuselt das Leben der stillen Beobachter und schlendernder Pixel in Pink, Blau und Grün mit etwas Rot. Sie bewegen sich und stehen still, schauen und werden gesehen und erinnern uns an Zeiten, die irgendwo waren und Geschichten erzählen, als säßen sie am Beckenrand mit Pommes in Papiertüten mit Ketchup und Majo.

Prinzessin mit Schwimmflügeln

Eines meiner bisher wohl intimsten Bilder – und es ist nicht mal vollkommen meins und leitet so ganz zufällig genau zu dem über, was es zu berichten hat:

Die Pixel basieren auf einem Dia meines Vaters, und anders als niedliche kleine Geschichten will es etwas Neues erzählen, etwas altes anderes ausplaudern.

Genauso wie ich dieses Dia verarbeitet habe, es zu Meinem gemacht habe, macht das Leben es mit uns.

Wir bringen etwas mit, da ist etwas: Mutter, Schwester, Tante, fremde Frau, neuer Ort, ein Augenblick. Wir geben ihm Farben, feilen an den Formen, stellen uns ein Bein und verlieren das Gesicht. Wechseln die Frisur vielleicht, wachsen und wechseln unsere Kleider. Doch wir nehmen etwas mit aus dem Alten, von den Menschen, die hinter uns stehen. Ob sie uns halten oder schubsen. So sehr wir uns ein ICH ersehnen, ist da immer dieses WIR. Und wünschen wir das WIR, so lässt das ICH es mitunter verblassen. Paradox, mitunter fies und böse, dann wieder so wohlig schön.

Es ist, wie es ist, und all die Gefühle sind auch, das Verteufeln, das Betrauern, die Freude, die Enttäuschung, die Erwartung, das spielende Kind. Eine Schultüte vom und mit Leben gepackt.

Warum ich das erzähle? Vielleicht weil ich mir gewünscht hätte, dass mir es jemand erzählen würde. Weil Projizieren ein Hobby von mir ist und weil es sich gerade so ergab ;)))

Keine Ursache

Transgeneration

Ihre Häuser kennen sich, stehen einander gegenüber und bestaunen die Fassaden, die sich in den Farben des anderen spiegeln und meine Gedanken auf Reisen schicken.

(Ich muss an Nasen denken, die sich so gern aneinanderreiben wollen, wenn die Distanz es ihnen erlaube.)

Sie schauen durch die Augen ihrer Bauten, treten auf ihren Balkon in Reminiszenz in Rosa verfallend.

Wodka-Orange-mutig kletterten sie hoch hinauf und fanden einander auf dem Kran weit über ihren Baustellen.

Wagen sie den Sprung? Drehen den Wind und lassen den Kranich los?

Welche Bilder malen ihre Phantasien?

Welche Worte wählen die Farben ihrer Gedanken?

Trauen sie sich? – Ich mach es ja auch 😉

  
\[Das Wortspiel funktioniert in anderen Sprachen nicht und ein Daraufhinweisen ist, wie einen Witz zu erklären, dennoch:

Kran = Baustellenkran, Kranich = Vogel und Kran + ICH.

Habe ich erwähnt, dass ich Spiele mit Buchstaben liebe?\]

Bitterorange

Vor langer Zeit lebte eine kleine Muschel in einem fernen Land. Es war eine fröhliche, aber etwas verschlossene Muschel, die sich eines Tages auf Reisen begab. Sie hatte keine Lust, immer nur faul herumzuliegen und sich die Wellen auf den Bauch schlagen zu lassen. Sie wollte sich fortziehen lassen, raus aus dem Meer, an die Flussmündung, dort, wo die Menschen lebten.

Sie hatte von ihnen gehört, sie seien verrückt, böse oft und zerstörten das Reich ihrer Familie und ihrer Freunde.

Sie hatte zwar ein wenig Angst und wusste auch nicht genau warum, hatte aber diese unendliche Neugier, diese Wesen kennenzulernen.

Und so begab es sich, dass die kleine Muschel von der Strömung fortgetragen durch Flüsse und Bäche in einem See ein neues Zuhause fand: einen See in einem wunderschönen Wald. Irgendwie erinnerte sie das an das Meer, an den Ort, der ihr vertraut und heimelig war; aber die Farben waren ganz andere und sie war anders eingebettet in dem noch fremden, aber sehr wohligen Nass.

Eines Tages kam ein Mensch und verliebte sich in ihr Perlmutt und kam ab diesem Tag immer und immer wieder, meist in den Morgenstunden, um sich ihrer zu ergötzen. Die Muschel war stolz und glücklich und liebte diesen Ort und dieses Gefühl.

Ward

Es lag nun schon recht lange einfach so da und machte seinem Namen alle Ehre.

Das Faultier wartete Monat um Monat, Jahr um Jahr. Lag da in weißen Fesseln um seinen behäbigen Körper.

Manchmal schlief es, oft lag es wach, immer spürte es die Fesseln mit unsichtbaren Knoten, die es umschnürten.

Von Jahreszeit zu Jahreszeit änderte es die Farbe, die Ränder wanderten den Dekaden entgegen.

Je mehr es die Farben liebkoste, umso mehr verstanden die Formen, welche Wege sie gingen.

Es war gar nicht faul, es waren keine Fesseln – nur die Fantasie, die darauf wartete, wachgeküsst zu werden :)

Faultier in Fesseln gehüllt 01

Sie kennen sicher diese Pläne. Diese mitunter verwirrenden Darstellungen der öffentlichen Verkehrsmittel in den Metropolen dieser Welt.

Tokio, Berlin, Madrid, London, Peking, Buenos Aires, Paris natürlich und Bangkok, Boston, Athen, New York und Montreal, Moskau und Amsterdam.

Mitunter scheinen sie ganz zufällig gewachsen, dann wieder detailliert geplant. Na ja, Sie wissen, was ich meine.

Letztens hatte ich die Gelegenheit, einen Ausflug in eine weit entfernte Galaxie zu unternehmen. Sie haben sicher Verständnis dafür, dass ich nicht verraten darf, wo genau das war; es ist eine doch sehr geheime Mission.

Was ich da gesehen habe, ist wirklich unglaublich. In feinen, kleinen Linien, Kreisen und Quadraten findet und sucht man da seinen Weg. Manchmal steigt man um vom Dunklen ins Helle, dann wieder zurück, rutscht weiter auf Kurven und Pixeln in eine neue Form.

Einem Irrgarten gleich anfangs, zeigt sich bei genauer Betrachtung das zufällige und doch ausgeklügelte Labyrinth des Lebens. Welchem Weg folgen Sie?

Irrgarten

Toni war im besten Bärenalter, als ihn ein Fernweh überkam, wie es niemand für möglich gehalten hatte. Zwar fühlte er sich daheim wohl und all seine Freunde lebten ganz in der Nähe. Wenngleich er gerne allein war, trollte er doch ab und an gerne mit ihnen umher, alberte rum, tobte mit ihnen und tat das, was Bären in seinem Alter so taten.

Einmal aber, es muss so um seinen vierten Geburtstag herum gewesen sein, fiel ihm eine Postkarte in die Hand von einer Großtante mütterlicherseits, wobei das Gerücht umherging, sie sei ein Kuckuckskind mit weißem Fell und langer Nase.

Jedenfalls lebte diese Alte am Nordpol und schrieb von gefrorenem Meer, eisigen Gletschern und leuchtenden Nächten.

Nun wird sich vielleicht der eine oder die andere wundern, dass ein so kleiner Bär schon lesen kann, aber ein Bär mit vier Jahren ist fast schon ein kleiner Halbstarker, der in der Bärenschule schon so einiges gelernt hat und doch aber sooo vieles nicht wusste.

"Was ist das, ‚Nordpol‘?", fragte Toni seine Eltern und seine Mama erklärte ihm, was sie wusste oder zu wissen glaubte. Es war das erste Mal, dass Toni hörte, dass es etwas anderes gab als dunkle Wälder und nebelverhangene Berge, etwas anderes als wilde Küsten und schnelle Flüsse.

In der Nacht darauf träumte Toni davon, auf Wanderschaft zu gehen, um die Welt zu erkunden. Aber als er erwachte, war er traurig, weil er es nicht mochte, wenn seine Füße so eisigkalt waren. Er weinte bitterlich und Papabär tröstete ihn und erzählte ihm von wärmeren Gefilden, wo rotblaue Papageien lebten und gelbe Früchte an den Bäumen hingen, wo kleine silberne Äffchen von Baum zu Baum kletterten und entfernte Verwandte mit komischen Nasen lebten. Tonis Ohren richteten sich auf und seine Augen begannen zu leuchten. So sehr er seine Eltern liebte, so sehr wünschte er sich, all das zu sehen. Und so packte er einen kleinen Koffer und verabschiedete sich von ihnen. Mamabär und Papabär standen lange im Türrahmen und winkten ihm hinterher, bis er kleiner und kleiner wurde und irgendwann am Horizont verschwand.

Und Toni machte sich auf den Weg, immer weiter und weiter, fort, ganz weit fort, um den Regenwald zu erkunden. Er sah Farben, wie er sie nie zuvor gesehen hatte, und staunte nicht schlecht, was es jenseits seiner Berge alles zu entdecken gab. Und er war glücklich.

Toni Baribal

Netti war eine Giraffe aus einem Land, dessen Namen ich vergessen habe. Es war eine kleine Giraffe, aber eben aufgrund des langen Halses und weil ich sehr klein bin, war Netti für mich eine große Giraffe.

Sie war freundlich, verspielt und lachte so mit einem Glucksen – das kennen Sie vielleicht –, das steckt so an, dass man selbst auch anfangen muss zu lachen.

Aber manchmal war Netti auch sehr traurig, wenn sie mit den kleinen Pixeln spielen wollte, die sie so schwer erreichen konnte. Die Farben und Kleckse lagen ihr zu Füßen und sie konnte sie nicht erreichen, so sehr sie sich auch streckte und reckte.

Da Netti aber eine sehr schlaue Giraffe war, beschloss sie eines Tages, sich um 90 Grad zu drehen. Sie war sich bewusst, wie stolz und schön sie war, und es machte ihr nichts aus, auch wenn es manchmal etwas komisch aussah, wie sie ihren Hals einem Schwanz gleich quer durch die Welt trug. Und so konnte sie von da an nun auf Augenhöhe mit dem geliebten Blau, Grün und Grau spielen, begegnete manchmal auch dem frechen Pink oder dem fordernden Rot und spielte an einem Tag mit denen, am anderen mit jenen und freute sich.

  
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170 X 140 cm

© rea schenk 2023

2D digital artwork

pigment print on fineartpaper hahnemühle / canson

(injection pressure)

25 limited editions

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Wie eine Giraffe lernte, glücklich zu sein

  
Es gibt diese Momente – und es sind oft laue Sommernächte und oft sollte man mit so viel Alkohol im Blut nicht mehr Auto fahren –, da entdeckt man fremde Städte.

Sieht andere Farben und fühlt andere Formen, Neues vielleicht oder irgendwas von damals.

Die Straßen tauchen in ein Rot und tanzen leise summend mit Grau.

Mitunter reisen wir, um etwas zu entdecken, was wir im Außen suchen, um Jahre später verwundert festzustellen, dass all das in uns ist. Begleitet von Freunden, die man nach Jahren wiedertrifft, als wenn nie etwas war. Mit denen man zusammensitzt und feiert und morgens ein wenig verkatert nicht weiß, was Traum und was Wein war.

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"Damals in Wien"

110 X 70 cm

© rea schenk 2023

2D digital artwork – photobased

pigment print face-mounted to aluminiumdibond

25 limited editions

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Damals in Wien

Als ich neulich am See spazieren ging, tauchte plötzlich aus dem Nichts ein kleines, blaues Krokodil hervor.

Wissen Sie, natürlich kenne ich diese niedlichen Tierchen aus Film und Fernsehen. In Plüsch oder aus Fleisch und Blut war das eine oder andere Mal in diversen Zoos, Aquarien und sogar jenseits des großen Teichs.

Aber es war doch der erste Alligator, der mir derart nahe gegenüberstand, dass ich ihn an der Nasenspitze hätte herumführen können.

Nun ist die Tatsache, es als das zu erkennen und zu benennen, schon eine intellektuelle Meisterleistung, wie ich finde. Vollkommen zu Unrecht aus den Augen verloren und als selbstverständlich angenommen, gibt es für dieses Talent keine Wettbewerbe und Pokale (soweit ich denn weiß – aber was weiß denn ich!).

Als neugierige Bilderbuchguckerin hatte ich bereits in sehr frühen Jahren ab und an das Vergnügen, festzustellen, dass man bekommt, was man will, wenn man es buchstabieren kann. Wenn man der Farbe einen Namen, der Form ein Gesicht gibt.

Wenn man aber so gar nichts will, diesem Nichts kein Wort zuweisen kann? Wenn man einfach nur am See entlangspaziert und die Augen offenhält, dann sieht man sie: diese possierlichen niedlichen Tierchen, wie sie einem etwas ganz Wunderbares mitteilen, ganz ohne dieses, was ich nicht in Worte fassen kann.

Wimmelbild mit Krokodil

Heute vor 1 Jahr begann der Krieg in Europa.

Es ist so traurig, so furchtbar.

Ich habe versucht, das Gefühl in Pixel zu packen.

  
Für mich paßt er Song "the Wish" von Scott Matthew.

Ich selbst habe keine Worte für all das Leid in der Welt, überall. Es ist so unendlich traurig. Und ich hoffe von Herzen, dass wir den Mut haben das Schöne in der Welt zuzulassen.

  
AUF ANFRAGE SIND WEITERE GRÖSSEN UND DRUCKUNTERLAGEN MÖGLICH.

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„**Fragil**“

150 X 150 cm

© rea schenk 2023

2D digital artwork

high-end giclée pigment printing on high-quality naturel canvas

5 limited editions

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Es war einmal eine kleine Vase mit wunderschönen Formen und Farben, die in einem Schaufenster ausgestellt wurde. Die Passanten blieben stehen und bewunderten die Schönheit der Vase. Doch eines Tages stürzte ein Kind aus Versehen gegen das Schaufenster und die Vase fiel herunter und zerbrach in tausend Stücke.

  
Die Besitzerin des Geschäfts war sehr traurig, als sie die zerbrochene Vase sah. Doch dann hatte sie eine Idee. Sie sammelte alle Stücke sorgfältig auf und brachte sie zu einem Künstler, der aus den Bruchstücken ein Mosaik kreierte.

  
Das Ergebnis war atemberaubend. Das Mosaik war noch schöner als die ursprüngliche Vase, denn es zeigte die Fragilität und Schönheit des Lebens. Die Farben und Formen waren jetzt noch klarer und leuchtender, und es erzählte eine Geschichte von Zerbrechlichkeit und Wiedergeburt.

  
Von diesem Tag an hing das Mosaik in dem Geschäft und erfreute jeden, der vorbeikam. Es erinnerte alle daran, dass

  
Schönheit aus den Bruchstücken unseres Lebens entstehen kann, wenn wir sie nur kreativ zusammensetzen.

  
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zur info:

da ich heute in experimentierlaune war, ist dieser text mit Chat GTB erstellt. bleibt eine ausnahme, war es mir aber versuchsweise mal wert🤭

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Fragil

Berlin ist ein wenig wie ein geheimnisvoller Liebhaber, der sich erst in deinen Laken, dann in deinem Herzen verliert.

Die Stadt verführt mit ihren unendlichen Facetten. Sie fordert die Neugier heraus, all die Farben zu entdecken, einzutauchen in all den Nuancen. Wohlwissend, dass durch jede Mischung eine neue Tönung, neue Schatten und Lichtreflexe hervorkitzelt werden.

Die hellen, glitzernden Plätze an sommerlichen Wochenenden genauso wie die dunklen, furchteinflößenden Ecken an nasskalten Tagen. All das.

  
Hier Berlin am Hauptbahnhof. Exit Washingtonplatz.

Exit Washingtonplatz

Ich bin ein Mensch „der leisen Töne“ – dachte ich, war ich, bin ich vielleicht. Bis Farbe in mein Leben kam. Ganz plötzlich, mich überschwemmend, alles pink, blau, gelb, rot und grün in so vielen Facetten. Wie konnte das passieren? Welche Neurotransmitter wählen Farbpaletten in einer Willkür, die unkontrollierbar plötzlich Paukenschläge zelebriert? Ein wenig standfest muss man da schon sein, um nicht zu schwanken. Was für eine Partitur das Leben zaubert!

Und dann wird es wieder ruhig. Jeder Strich ein Gefühl, das sich in der Welt seinen Weg nimmt. Jede Linie Freude, Leid, Glück, Angst, all das, was Leben ist.

Fineline

Damals, der erste Schultag. Es war eine Mischung aus Angst, Freude, Neugier. Da waren dieser unendliche Wissensdurst und Wissenshunger, wie ich heute weiß, auch aus dem Gefühl der Ohnmacht heraus, dem Wunsch, sich der Welt zu bemächtigen, vielleicht (danke @ Alfred Adler).

Archaisch und existenziell.

Wir lernen blau und grün, orange und gelb, dazu dann pink und schwarz und weiß, manchmal gescheckt, ineinander verlaufend, großflächig oder in kleinen Inseln. Wir erfahren Flächen und Formen und setzen sie um in Bilder, Eindrücke, Abdrücke des Lebens. Wir assoziieren, reflektieren, wir ziehen die äußeren Objekte in uns hinein und machen sie zu unserem Eigenen. Lassen es wachsen, gedeihen, reifen und veräußern das so neu Geschaffene und geben es der Welt zurück.

Wie wichtig, wie wegweisend Bildung ist, Lernen, Verstehen, Wissen mit Kopf und Bauch ... Wie fragil und bedroht weltweit das, was Zukunft wertvoll macht.

Leben Lernen

Manchmal vertragen wir uns. Vertragen die Farben, die um uns herum verschwimmen und uns verschlingen.

Und manchmal verlieren wir das V und auch das ertragen wir.

  
(Leider wird das Wortspiel in einer Übersetzung nicht funktionieren, aber vielleicht kann ein Stirnrunzeln als Gesichtsyoga funktionieren, gebt euch mal Mühe ❤️)

Vertragen

Ich musste erst an Rilkes Panther denken, bis ich die Fluchten sah und in ihnen versank.

Fluchten

Das neue Jahr lag noch im Bett. Laut gähnend im Schlafanzug, die Haare zerzaust mit dem Geschmack einer durchzechten Nacht im Mund. Tatsächlich roch es etwas streng.

An der Tür wartend, standen die Neugier, die Hoffnung und die Lebendigkeit. Sie hüpften umher und kicherten und schnatterten wild durcheinander. Bereit in ihren Gummistiefeln wartend und voller Freude auf jede Pfütze, jede Schaukel, jeden Baumstamm zum Balancieren, Erobern, Entdecken.

In der Essecke saßen die Unsicherheit, der Missmut und die Hemmung. Sie zogen lange Gesichter und lümmelten mutlos herum und bohrten stumpf in ihrer Nase. Sie wollten nichts, waren anders und doch nicht zufrieden damit.

Das Jahr stand auf, streckte und reckte sich und setzte einen Fuß vor den anderen. Es nahm die Ängstlichen an die Hand, die Fröhlichen auf die Schultern und trat nach draußen.

Na, Du neues Jahr

Es ist eine verrückte Welt und so fühle ich mich heute. Die Komplexität zeigt die Unüberschaubarkeit auf.

Was ist Kunst, was ist Kommerz, was ist Fake, was ist bemerkenswert und verdient unsere Aufmerksamkeit?

Der Narzissmus unserer Zeit will Aufmerksamkeit – und Insta & Co. füttert und verhungert an seinen Lippen hängend.

Manchmal erbärmlich, manchmal lustig, irgendwie schräg. Auf jeden Fall immer psychologisch, soziologisch megaspannend.

Mitunter aber auch gaga.

Ich bin gespannt, was das Jahr noch so in petto hat.

Art Brut Award 2023

Es waren einmal eine Frau und ein Mann beim Abendessen. Ob sie hinterher bei ihm oder bei ihr waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Auch, ob es Tiramisu oder Zitronensoufflé gab. ❤️

  
Eigentlich wollte ich heute mal wieder ein Foto posten.

Um ehrlich zu sein, ist das mit dem reinen Fotografieren so eine Sache. ----------------------------------

Ich hatte keine so ruhige Hand und meine Kamera war so lala. Ich mag spontane Bilder, aber bis ich Belichtungszeit und Blendenöffnung eingestellt hatte, war die Spontaneität futsch. Und ich liebe große Bilder, die im Raum auch eine Sogwirkung haben sollen, benötige daher ausreichend Pixel oder besser noch Vektoren. Aufgrund dieser Eckpunkte hat es sich so ergeben, dass ich von der reinen Fotografie immer mehr wegkomme, weil die Bilder schlichtweg keine befriedigende Auflösung bieten. (Meine Motive sind natürlich genial, aber dennoch.)

Diese Pixel hier waren mal Menschen. Und da kommt ein weiteres Problem. Dem Recht am eigenen Bild geschuldet, kann man sich ja der reinen Streetfotografie nicht mehr so hingeben, wie es aus fotografischer Sicht cool wäre, daher sind diese beiden Gestalten nun ein klitzekleinwenig verfremdet. Ja, ja.

No 23 a la carte

Er sah nicht nur gut aus, sondern war auch sehr musikalisch. Der Wal konnte Geige spielen, Gitarre und heimlich probierte er sich auch manchmal am Schlagzeug. Er mochte Klassik genauso wie Jazz, sein Popo wackelte bei Diskomusik, und Techno versetzte ihn in Trance wie eine gute Oper. Nur bei Operettenmusik bekam er Zahnweh.

Gerne bewegte er sein fülliges Pink im Takte der Musik, wankte von Flosse zu Flosse und drehte kleine Pirouetten. Wobei es, um bei der Wahrheit zu bleiben, mitunter eher größere waren.

Die Wellen wogen hoch, der Sog störte die umherschwimmenden Mitbewohner. Die Fische empörten sich, die Muscheln verkrochen sich. Und so hörte der Wal traurig auf zu tanzen.

Nur manchmal, ganz selten nur, schwimmt er so weit raus, wo es niemanden stört, und wiegt sich dort sanft in seiner ganz eigenen, fast vergessenen Melodie.

Der Wal, der so gerne tanzen wollte

Da sind diese Nächte. Die Nächte, in denen der Moment das Orange in silbernes Licht taucht. Nächte, in denen die Farben sich von der Wirklichkeit lösen und ineinander verschmelzend ihre Grenzen wahren. Das Spielzeugauto fährt irgendwohin – und in diesem Augenblick werden das Woher und das Wohin eins. Es spielt mit mir. Und ich liebe es.

MY PLAY MOBIL 3.0

Silvester setzten sie sich bunte Hüte auf und trugen Luftschlangen um den Hals, es gab Obstwasser und Zigarren und sie waren lustig, vergaßen ihre Kindheit, ihren Frust, ihre Ödnis. Und ich erinnere mich an Gerüche, an Atmosphären, an Menschen, die es nicht mehr gibt.

Feiern konnten sie. Nach dem Essen das Obstwässerchen frisch aus der Tiefkühltruhe und eine Zigarre. An Geburtstagen Kaffee aus kleinen Sammeltassen, Kuchen mit Sprühsahne.

Weihnachten Gans mit Klößen in Mehlschwitze mit Rotwein und Rotkohl, mehr Obstwasser, mehr Zigarren, alte Geschichten, abgestandene Witze. Das Aquarium mit bunten Skalaren und Fischen mit kleinen Mündern, die hungrig am Glas nuckelten. Irgendwann ging das Licht an. Irgendwann schliefen wir ein.

Die lange Autofahrt endete damit, dass sie uns ins Bett trugen. Das war Heimat, das war Wärme, das war schön.

Feist

Es war warm, die Gesichter rot vom Wermut, und sie hatten alles vor sich.

Ihr Leben, Italien, die Liebe, den Rest. Sie fanden sich und der Rest war weit weg, solange das Grün sie umhüllte und die Zikaden für sie sangen.

Italien 78

Seit jeher sah man sie furchtlos auf hoher See, in der Ferne scheint ihr Boot über dem flimmernden Horizont zu fliegen.

Sie stiehlt die Farben, manchmal das Grün, oft das Pink – wenn es sich anbot, hob sie das Gelb.

Wie besessen suchte sie Schätze in tiefer, weiter See. Gierig nach dem Blau, das es nur dort gibt. Im Mai, so erzählen die Legenden, erwischt man es im Liebesrausch mit Grün im Mondschein ganz besonders gut.

Getrieben in Euphorie der Farben und Formen, benebelt von den Möglichkeiten und Schönheiten der tanzenden Pixel, vergisst sie den Hafen und umrundet die Welt.

Südseepiratin

Sie sind irgendwie immer da. Begleiten uns und wir sehen sie nicht wirklich. Gestern aber habe ich sie erwischt, wie sie sich freuten in der Frühe über den wunderschönen Sonnenaufgang.

  

Sonnenaufgang mit Amöben

Möge da immer ein Licht brennen.

Für alle.

Endlich.

Immer.

Jetzt.

🙏

may there always be a light

Irgendwo in einer Gehirnwindung, durch irgendwelche Rezeptoren, auf dubiose Art und Weise hinterlassen Menschen Eindrücke.

Oft sind es keine Worte, keine Taten, keine bewussten Ereignisse, die sich einbrennen, sich verändern, die wachsen, neue Formen und Farben finden.

Sie finden ein neues Zuhause irgendwo in meinem alteuropäischen Herzen, das versucht, einen Ausdruck zu finden für das, was keine Worte hat.

Ausdruck

Ich dachte erst, dass ich mich irre, wusste nicht recht, wie mir geschah.

Es war ja eigentlich ein ganz normaler Tag. Zum Frühstück gab es Kaffee, die Sonne schien schon um 10 Uhr prächtig vom Himmel. In der Nähe hörte man die Bahn. Ich lief, ich weiß nicht mehr wohin.

Er schaute aus dem Fenster, hatte dessen Flügel weit geöffnet und in der Hand sah man noch das Fensterleder. Ein alter Trick für streifenfreie Gläser. Dass er das wusste.

Ich fand, er sah etwas mitgenommen aus, als bräuchte er Urlaub.

Er hielt einen Plausch mit einer alten Dame. Sie unterhielten sich über Grün, über Orange, warfen ein paar Rotflecken hinzu und Blau, ein paar Pixel Lila. Es war fleckig und indifferent, aber ich mochte, was ich sah.

Buddha am Fenster

Ich sah sie das erste Mal im Sommer 1994.

Ich besuchte meine Tante in einem Heim und Naoko saß da. Jedes Mal, wenn ich kam, was so vielleicht alle zwei Wochen war, saß sie einfach nur da, an einem Tisch, in einer Ecke, in diesem Heim.

Sie hielt einen Spiegel in der Hand und schaute die an, die sie ansah, wie nur sie sie ansehen konnte. Es sah aus, als lächelte sie.

Naoko sagte nie etwas, nur ganz sachte, als wiege sie sich selbst, bewegte sich ihr Oberkörper. Ganz sanft, wie eine Feder, zart von einem Windhauch angestoßen, sprach sie vielleicht mit sich selbst auf eine Art und Weise, die keiner Worte bedarf.

Das ging vielleicht ein halbes Jahr so, vielleicht etwas länger, bis meine Tante starb.

Ich sah Naoko nie wieder, ging nicht mehr in das Heim, sah sie nicht mehr dort sitzen, wie sie sich wog, wie sie schweigend lächelnd in den Spiegel sah.

Ich weiß nicht, welches Schicksal ihr widerfuhr, wie ihr innerer Windhauch sie bewegt hat. Weiß nicht, wen sie sah, als sie in den Spiegel sah.

Ich hatte sie fast vergessen, bis ich vor zwei, drei Jahren ein Buch in den Händen hielt mit dem deutschen Titel „Naokos Lächeln“. Ich las das Buch, ich sah den Film, ich erinnerte mich an die Naoko, die ich kannte und gar nicht kannte, die dasaß und lächelte.

Naoko

Ein neues Bild. Ein vielleicht irritierender Titel.

Aber hey, wenn ihr genau hinschaut, sehr ihr bestimmt, was ich meine.

Keine Ahnung, wie andere das handhaben, aber tatsächlich steht idR erst das Bild und dann folgt der Titel der freien Assoziation.

Ganz glücklich bin ich mit dem Titel nicht, aber das Pferd sehr ihr auch, oder nicht?

Ob überhaupt jemand meinen lyrischen Ergüssen folgt, weiß ich nicht und da es jetzt Zeit ist, die Augen zu schonen, verzichte ich für heut auf eine Geschichte. Gute Nacht ❤️

Zauberpferd am Brandenburger Tor

Vielleicht kennt ihr das, ganz bestimmt kennt ihr das.
Ich sehe Farben oder passiv eher, mir begegnen sie. Mal da, mal dort präsentieren sie sich, mal selbstbewusst, mal etwas schüchtern springen sie mich an, halten sich an mir fest, umgarnen mich und liebkosen mich.
Dieser Tage ist es das Grün und das Blau. Die beiden treuen Gefährten besuchen mich oft, sind liebgewonnene Freunde, mit denen ich abends gerne beieinander sitze und träume.
Oft erzählen sie von fernen Meeren und tiefen Wassern, seichter Luft und lauen Nächten.

Heute erzählen sie mir von Mineralen, von Steinen, edel und stolz. Und ich horche und male ihre Geschichten.

Mineralart - Jade

Vielleicht habt ihr auch von dem Projekt "Dear Moon" gehört.
Falls nicht, gibt es von Wikipedia da eine nette Zusammenfassung über dieses geplante Event einer Mondreise – nicht zuletzt auch als ein Kunstprojekt.
Unabhängig all der Bedenken, Vorbehalte, ökologischerund ökonomischer Art, die mir da durch meinen Kopf schwirren, finde ich es vor allem unglaublich spannend. Psychologisch, philosophisch, soziologisch und ihr wisst schon.
Was macht das mit Menschen, ihren Heimatplaneten zu verlassen, ihn aus der Ferne zu sehen? Ermöglicht es nicht in gewisser Weise eben doch ein "sich auf den Kopf gucken", ist es nicht ganz eigenartig, wie sich das Sein und das Seiende zueinander verhalten? Ich hatte die Assoziation einer Art von möglicher Bewußtseinserweiterung.
Ich bin sehr gespannt darauf, mit welchen Eindrücken die Crew zurückkommen wird und was davon kommunizierbar sein kann und will.

trip to the moon

Es war kalt, es war nass, es war ein Spaß. Eine Freude, das erste Mal auf dem Eis.
Bis es knackte, bis es brach, bis es zu Ende war.

Immer wieder eine Warnung, immer wieder ein Risiko, immer wieder Leichtsinn.

Sprung ins Eis

Sonntag, der 2. Advent, und ich denke an ein Damals.
Es gab Pflaumenkuchen mit Sahne und alles war schön. Ich liebte die Farben, die Formen, den Kuchen, das Leben. Vielleicht. Vielleicht war es auch anders, aber dieser Kuchen. Unvergessen.

Pflaumenkuchen mit Sprühsahne

Es war heiß und das Meer liebte ihn, wie er das Meer.

Ich liebe Griechenland. Es ist für mich nicht nur ein Sehnsuchtsort mit all dem Blau, dem Grün und diesem unglaublichen Türkis. Es ist Wiege der abendländischen Phosophie mit all ihren Wirrungen und Sackgassen und großartigen Gedanken und verzweifelten Sublimierungsversuchen.

Diese Insel in der südlichen Ägais erzählt mit ihrem Vulkan so unglaubliche Geschichten udn vereint auf ganz ungewöhnliche Art Werden und Vergehen, Wunder und Zerstörung.
In der griechischen Mythologie wird erzählt, dass der Meeresgott Poseidon bei der Gigantomachie, dem großen Kampf der Götter mit den Giganten, den Giganten Polybotes besiegte, indem er die Insel Nisyros auf ihn warf.

Und der Taucher..liebt einfach nur das Meer, ohne viel darüber nachzudenken, was er tut.


Taucher auf Nisyros

Sie macht glücklich und dick. Wer denkt sich sowas aus?

chocolata

Sie lieben sich. Auf ihre eigene Art. Lange schon. Sonntags vormittags haben sie Sex, danach kaufen sie auf dem Wochenmarkt frisches Gemüse.


Nachbarschaft

Die roten Pixel waren traurig. Sie wussten nicht, wie sie hießen, wie sie sich nennen sollten.
Zwar fühlten sie sich wohl zwischen dem Orange, Türkis, zwischen dem Ocker und Grau, aber wer eigentlich waren sie?
Einerseits fühlte es sich an, als seien sie ein kleiner Drache, der mutig seine Nase in den Wind hält. Andererseits aber empfanden sie sich als Wal, der mitten im Farbenmeer so vor sich hinschwamm.
Dieses Gefühl war brennend wie Feuer und er, was immer er auch war, fing an zu weinen. Wie sollte er sich entscheiden? War es ihm doch eigentlich egal und sollten doch die, die ihm zusehen, einen Namen geben, abhängig davon, was SIE in ihm sehen. Er ist einfach, wie er ist, mal glücklich, mal traurig, mal wütend, mal mutig – basta.
Und plötzlich hörte er erst leise, dann immer lauter seinen Namen: Ab heute war er der „Feuerdrachenwal” und fühlte sich richtig und schön und wohl in seinen Buchstaben.

Feuerdrachenwal

uh sat there. sat on the stairs, busy with something i didn't see. but i saw him and he occupied me as he sat there on the stairs.
I thought to myself how it would be if he weren't sitting there alone, would it not be nicer with a friend or two.
and now the three of you are sitting there, on the stairs, busy with colors and shapes.

Jungen auf Kos

Für K. 
Einem ganz besonderen Menschen, der mir mich, sich und Kafka näher gebracht hat.


K. wird ausschließlich charakterisiert durch seinen Kampf, dem Schloss näher zu kommen, und dort eine Legitimation seiner Existenz zu erreichen. Immer wieder sind im Text in K.s Denken Begriffe vom Kampf mit dem und gegen das Schloss die Rede. Das Schloss aber reagiert darauf nicht. K. wird auch charakterisiert durch eine Erinnerung aus der Jugend, als er als Junge sieghaft eine hohe Mauer erklommen hatte. In einer Traumsequenz kämpft er siegreich gegen einen Sekretär in Gestalt eines nackten griechischen Gottes. Diese Träume von Erfolg haben in der für K. frustrierenden Realität keinen Raum [Quelle Wikipedia]

Für K.

Was ist das in unseren Köpfen, diese narzisstische Kränkung, Fremdes als Bedrohung zu sehen?
Woher kommt die Angst, und was würden Wittgenstein und Platon dazu schweigend streitend beitragen?

Vielleicht daher die Affinität zum Visuellen und der Kunst, sie fragen nicht, sie trennen nicht, sie sind.

RACISM IN OUR HEAD 01

Taifun

Scham

Schimmerung


Wer hätte gedacht, dass ich Menschen mal soooo liebe, sind sie nicht wunderbar. ich kann mich gar nicht satt sehen an diese bunten Welt mit all den großartigen Pixeln. Mir jedenfalls hat das Bild viel Freude gemacht, auch wenn in einem Bild immer - einer Hydra gleich - 100 neue entstehen. Hoffe, es gefällt euch ❤️
.

Strandbonbons

Der Wal war bunt, als er so vor sich her oder hin schwamm. Er tauchte durch Rotes und Graues, sah etwas Orange am Rand und etwas, das vielleicht sogar Gold war. Er wusste es nicht und fühlte sich einfach wohl zwischen all den Pixelschnipseln.

Wal auf Papier in Farbe

Vielleicht wird diese Phase später einmal als meine "pinke Spielphase" bezeichnet werden ❤️ Ich sollte mit einem Psychologen darüber sprechen, einstweilen aber erfreue ich mich an tanzenden Pixeln und
der Möglichkeiten, wie Kierkegaard sie nicht hatte.

Mit einer neuen Technik wollte ich das spielerische in der Kunst in seiner Unschuld und Lust darstellen. Die Perlmutt anmutende Transparenz will eine ganz besondere Atmoshäre hervorkitzeln, für die mir die Semantik fehlt, weshalb ich lieber das Bild für sich sprechen lassen möchte.

Spieltrieb

Der Sommer ist heute so etwas wie eine vage Erinnerung an ein Damals.

Ich bin immer noch benebelt von dem verf* Corona, das immer noch so viele unterschätzen.
Vielleicht erscheint mir deswegen heute alles verschwommen und verloren.
Dennoch kann ich nicht anders, als die Farben zu lieben und mich der Pixel zu erfreuen, und ich hoffe,
es gibt einen Sommer, wo wir uns wieder Fischhäute erschwimmen können.
Salz in der Luft, auf der Haut, eingetaucht und aufgetaucht in diese unglaublichen blau-, grün-, türkisfarbenen Welt, bis wir schimmern und glänzen vor Freude.

Verschwommen und Verloren

Herbsttag

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

(Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris)

Into the autumn

Es gibt diese Begegnungen. Manchmal, oft, vielleicht auch nur einmal. Oder ist sie permanent und führt die Sprache wieder einmal ad absurdum, weil wir es dann nicht als Begegnung bezeichnen dürften? (Nicht, dass es eine Gefängnisstrafe dafür gäbe, aber irritierte Blicke sind ja auch mitunter strafend.)
Wir wissen nicht genau, auf wen oder was wir treffen.
Wird es eine rote Frau sein, ein gelber Mann, ein blauer Kreis oder ein grünes Quadrat?
Eher Pixel oder eher Vektoren? Oder ist es eine Begegnung mit neuen Kategorien, die sich der gängigen Sprache entziehen?
Was ist überhaupt Begegnung? Ein Blick, eine Berührung, eine sinnesspezifische Wahrnehmung, eine kognitive Verarbeitung? Wenn es das andere nicht gibt, eine Illusion?

Begegnung unter Umständen

Einem Prinzen fällt seine goldene Kugel beim Spiel in den Brunnen, und ein Frosch bietet an, ihm zu helfen. Er muss ihm dafür versprechen, sein Freund zu werden und Teller und Bett mit ihm zu teilen. Als er die Kugel zurück hat, geht er nach Hause und vergisst den armen Frosch in seinem Brunnen.


Die Froschkönigin

So oft im Leben suchen wir etwas. Halten die Augen auf, die Ohren, das Herz und den Schoß vielleicht.
Möglicherweise treibt uns die Suche mehr, als dass wir das Gesuchte begehren.
Wir suchen das Meer und finden den Fisch.
Oder wir finden ihn nie, weil das Suchen-und-Finden plötzlich außerhalb unserer Sehnsucht liegt, sich auf ausrangierten Sesseln lümmelt, die Beine ausstreckt und müde lächelnd gähnt. Und ich sehe: überall Fische, überall Meer.

Was ich auf der Suche nach kleinen blauen Fischen fand

Da ist dieser unendliche Hunger.
Nicht der, über den zu sprechen satt sich nicht ziemt.
Aber dieser unendliche Hunger, der sich einer Gier gleich auf alles stürzt, was erfüllt, weil er sich aus diesem Mangel nährt, der sich der Sprache entzieht.
Der ungeliebte Wolf, den die Leere zu einem Monster macht, das dem Rotkäppchen, der verkörperten Lebendigkeit, genau das nimmt, was er so begehrt.
Das ist so traurig und an Tragik kaum zu überbieten.

Hunger

Vielleicht erinnern Sie sich an Wimmelbilder, die man als Kind teils voller Freude, teils vielleicht auch voller Angst erkunden sollte, wollte, konnte, durfte, wenn man durfte. So lernen Kinder spielend Sprache, Wörter. Das ist ein Feuerwehrauto, das ist eine Oberlandleitung (eines der ersten Wörter meines Neffen ;)), das ein Haus, ein Apfel, Hund, Katze und da ist eine Maus.
Was aber, wenn die Objekte, die wir sehen, keine wirklichen Objekte sind, wenn es keine Wörter dafür gibt? Wenn es nur Formen, nur Farben sind, die uns begegnen?
Fragmente, unheimliche Gestalten, die uns überschwemmen mit ihrer Lebendigkeit?


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rea schenk